Die Fürstenberger Nadelrunde ist Teil der großen Ausstellung
Ist Häkeln Kunst?
Knoten machen kann doch jeder!
Alle haben einen Knoten am Fuß, wenn ein Schnürsenkel dem Schuh
Halt gibt.
Ein anderer simpler Knoten sind die verschränkten Arme, gelegentlich
ein Zeichen des Abstands, der Langeweile oder des Abwartens.
Verschlungene Fäden halten unsere Kleidung zusammen, Hemd, Hose,
Rock, Socken.
Und die Strickwaren entstehen ohnehin auf verschlungenen Pfaden.
Ohne Knoten, Verbindung, Gewebe wären wir ...
Doch diese Häkelware ist ein wenig anders.
Diese verschlungenen Objekte sind Nachbildungen von den Korallen,
die im Meer sind, besonders vor Australien, und die in Ihrer prall-
bunten Verschiedenheit immer weiter verschwinden.
Sie bleichen aus, werden weiß und sterben ab.
Die bunten Schlingwaren entstehen nicht durch »2-rechts-2-links«, das
wäre Stricken, sondern durch das Anwenden einer mathematischen
Formel und zwar einer hyperbolischen.
Während das permante Wachstum und das »Immer-Mehr« in manchen
Bereichen unserer Zeit zu Problemen führt, ist hier die Verdoppelung
jeder Masche, jeder zweiten, jeder dritten oder einer anderen die
Grundlage für den Kräuselfaktor.
Dadurch entsteht beim Häkeln ein ziemlich orginalgetreues Abbild
einer Koralle, mit einem Stiel unten, der den Bodenhalt ergibt, und dem
krausen Oberteil, das im Wasser hin- und herwabert.
Auf diese Weise ist es möglich, weit entfernt vom Großen Riff, am
anderen Ende der Welt, an dieses einmalige Kunstwerk in der Natur zu
erinnern. Und noch mehr: An dessen Bedrohung bis zum Verschwinden.
Häkeln kann also Kunst sein, kann zum Denken anregen, und
hoffentlich zum Handeln. © deko19.de